Vorbild und Nachahmung

Ein Grundprinzip der Waldorfpädagogik: Nachahmung von gesunden Vorbildern

"Zu den Kräften, welche bildsam auf die physischen Organe wirken, gehört die Freude an und mit der Umgebung. Heitere Minen der Erzieher und vor allem redliche, keine erzwungene Liebe. Solche Liebe, welche die physische Umgebung warm durchströmt, brütet im wahren Sinne des Wortes die Formen physischer Organe aus. Wenn die Nachahmung gesunder Vorbilder in solcher Atmosphäre der Liebe möglich ist, dann ist das Kind im richtigen Element."
(Rudolf Steiner, Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft)

Was passiert, wenn Sie mit einem 4jährigen Kind an einer Gruppe singender, tanzender Menschen vorbei kommen? Das Kind bleibt stehen, guckt und tanzt mit. Oder Sie kommen an einer Baustelle vorbei, und der Bagger hebt gerade ein tiefes Loch aus: das Kind bleibt stehen, schaut und nimmt die Bewegungen in sich auf. Zu Hause spielt es diese Szene nach, mit welchen Mitteln auch immer.

Die Kinder haben ein tiefgreifendes Interesse an den Vorgängen der Welt und eine große Freude oder Befriedigung daran, diese Vorgänge nachzuahmen. Die Sinneseindrücke und deren Verarbeitung bilden das Gehirn des Menschen aus und legen damit die Grundlage für geistige und seelische Fähigkeiten. Im weitesten Sinne kann man sagen, man veranlagt die Disposition für Gesundheit und Krankheit (Störungen) im späteren Leben.

Liebe und Freude sind die Prinzipien, die immer in der Erziehung vorhanden sein sollten, im ersten Jahrsiebt sind sie besonders wichtig. Der Erwachsene ist in dieser Zeit das Vorbild. Alles, was dem Kind vorgelebt wird, nimmt es auf und verinnerlicht es.

Die grundlegenden menschlichen Fähigkeiten wie Gehen und Sprechen lernt das Kind durch die Nachahmung. Für alles Lernen ist Beziehung, Freude und Bewegung wichtig. Im Kindergarten erleben die Kinder den sinnvoll tätigen Erwachsenen, der seine Tätigkeiten so einrichtet, dass die Kinder diese Tätigkeiten durchschauen und mit vollziehen können. Dies wirkt ordnend auf die Gefühls- und Gedankenwelt des Kindes. In seinem Spiel werden die verinnerlichten Eindrücke wieder nach außen gebracht und so verarbeitet. Im Spiel findet eine Verknüpfung von motorischen, sozialen und gedanklichen Prozessen statt. Dies fördert die Vernetzung im Gehirn. Der "Erkenntnisweg", dem das Kind im ersten Jahrsiebt folgt, ist Handeln - Fühlen - Denken. Deshalb sind die Kinder über eine Tat, über ihren Willen ansprechbar und nicht durch Ermahnungen oder Belehrungen, die nur den Intellekt des Kindes ansprechen. So nimmt das Kind nicht nur äußere Handlungen über die Nachahmung auf, sondern auch unsere Mitmenschlichkeit unserer Umgebung gegenüber. Dies bildet später die Grundlage für eigenes verantwortliches und moralisches Handeln.


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